Augustinerkirche Fürstenfeld

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1362 erbaten die Fürstenfelder Bürger die Ansiedlung der Augustiner-Eremiten von Herzog Rudolf IV., um ein religiöses Gegengewicht zur adeligen Kommende zu erhalten. Von 1365–1368 wurden die Kirche und das Kloster erbaut. 1368 erfolgte die Weihe durch Erzbischof Ortholph von Aponien. Die Kirche war als Bettelordenskirche ohne Prunk erbaut worden. Sie hatte ursprünglich keinen Turm. Die vielen Zerstörungen durch kriegerische Ereignisse und durch Feuerkatastrophen in Fürstenfeld führten im Lauf der Geschichte zu zahlreichen Erneuerungen und Umbauten, so dass mehrere Stilepochen seit der Erbauung vertreten sind. Der Chor stammt aus der Zeit der Klostergründung und ist gotisch. In diesem Bereich der Kirche sind besonders das Kreuzrippengewölbe, die Fenster, die Fresken und das Kruzifix hervorzuheben. Das Kreuzrippengewölbe ist mit Schlusssteinen versehen, auf denen Augustinus, das Lamm Gottes und ein Christuskopf dargestellt sind. Bei Renovierungsarbeiten sowie beim Abbruch des Klostertraktes in den 60er Jahren kamen gotische Fenster zum Vorschein und konnten freigelegt werden. Die fünf Glasfenster des Chorschlusses stammen vom Fürstenfelder Künstler Wilhelm Reinl aus der Zeit der Restaurierung anläßlich der 800-Jahr-Feier Fürstenfelds 1978.

Die gotischen Fresken wurden ebenfalls bei Renovierungsarbeiten freigelegt. Die Kreismedaillons im Altarraum stellen Apostel und Propheten dar. Bei den Ansätzen der Kreuzrippengewölbe sind großformatige Fresken sichtbar, die Könige und Propheten darstellen. Deren Köpfe waren plastisch ausgeformt, sie wurden bei der Barockisierung des Kircheninneren abgeschlagen. Weitere Fresken befinden sich an der Südwand der Kirche. Ein Fresko dürfte eine Darstellung Herzog Rudolfs IV. sein, andere stellen türkische Gebäude und einen türkischen Kopf mit Turban dar. Die Fresken wurden von Johannes Aquila geschaffen. Wahrscheinlich sind sie seine letzte Arbeit gewesen. Ebenfalls aus der Gotik stammt die Pietà (um 1420). Sie wurde im Zuge der Barockisierung im linken Seitenaltar der Kirche, dem sogenannten "Josefsaltar", integriert. Diese Pietà gilt als das wertvollste Kunstwerk der Kirche. 1480 plünderten Truppen des ungarischen Königs Matthias Corvinus das Kloster vollständig aus, Klosterangehörige wurden gefangengenommen. 1503 und 1685 verursachten Brände schwere Schäden.

Aus der Zeit der Spätrenaissance (etwa 1530) stammt das Steinportal im Eingangsbereich der Kirche. Am 13. Juli 1683 explodierte infolge eines Blitzschlages der nahegelegene Pulverturm und zerstörte den westlichen Teil der Klosteranlage. 1684 bis 1685 wurde die Kirche unter der Leitung von Baumeister Joseph Hueber wieder aufgebaut. Baumeister Hueber gilt als der Meister des steirischen Spätbarock. Die Erneuerungen und nachhaltigsten Umgestaltungen wurden in weiterer Folge fortgesetzt und erst im dritten Viertel des 18. Jhs. abgeschlossen. Die Kirche erhielt an der Nordseite ihre heutige charakteristische Fassade und der Kirchenraum die spätbarocke Ausstattung. Der westliche Teil der Kirche, der 1683 zerstört worden war, wurde in barockem Baustil erneuert. Der Hochaltar und die vier spätbarocken Seitenaltäre stammen aus dieser Periode. Schöne Holzschnitzkunst und Intarsienarbeiten aus der Zeit des letzten Umbaues der Klosterkirche (Ende 18. Jh.) weisen die Kanzel, die Kirchenbänke und das Chorgestühl auf.

An der Südseite ist zwischen der Kanzel und dem Hochaltar ein "Totenschild", ein prunkvolles großes Wappenschild aus dem Jahr 1621, angebracht. Josef II. verfügte die Aufhebung des Klosters, die aber erst 1811 vollzogen wurde. Kirche und Kloster wurden an die Stadt verkauft und anfangs als Getreidemagazin verwendet. Der ausgedehnte Grundbesitz fiel zunächst dem Religionsfonds zu und gelangte später in Privatbesitz.

Von 1945 bis 1947 diente die Augustinerkirche als Pfarrkirche. 1952 wurde sie wegen Baufälligkeit und Einsturzgefahr geschlossen. 1964 entschloß sich die Stadtgemeinde, die Kirche vollständig zu sanieren und damit zu erhalten. Bundes-, Landes- und Gemeindemittel sowie private Spendengelder ermöglichten die Finanzierung. Von 1964–1967 wurde das Gebäude in statischer Hinsicht saniert, da das tragende Mauerwerk bereits einigermaßen instabil war, sowie das Dach erneuert. Das Kloster wurde abgetragen. Es bestand aus einem Innenhof mit Kreuzgang, der von drei Trakten umgeben war. Das heutige Altenwohnheim befindet sich auf dem ehemaligen Klosterareal. 1969 erfolgte die Renovierung der Fassade. In den Jahren 1977–1978 wurde das Kircheninnere renoviert. 1978 (800–Jahr-Feier der Stadt) waren diese grundlegenden Maßnahmen abgeschlossen.

In den folgenden Jahren wurden aber mehrmals weitere Anstrengungen zur Erhaltung der Kirche unternommen. Seit 1993 ist in der Kirche der "Fürstenfelder Kreuzweg" des zeitgenössischen Fürstenfelder Künstlers Günther Pedrotti zu sehen. Der aus 14 Bildern bestehende Zyklus entstand von 1982 bis 1984. Die Stadtgemeinde Fürstenfeld erwarb die Bilder 1990 und entschloss sich, den Zyklus als Dauerausstellung in der Kirche zu präsentieren. Die Schutzkassetten sollen die Bilder vor der Feuchtigkeit in der Kirche schützen. Inhaltlich gesehen stellt der "Kreuzweg" eine persönliche Auseinandersetzung des Künstlers mit Fürstenfeld, wo er aufgewachsen war, dar. Derzeit lebt Pedrotti als freischaffender Künstler in Wien.

Im Durchgang vom Augustinerplatz zum Altenwohnheim Augustinerhof sind zwei Gedenktafeln angebracht. Eine erinnert an den Augustinermönch Heinrich von Rattenberg (Tirol), der 1480 von Soldaten des Ungarnkönigs Matthias Corvinus erdrosselt wurde.

Eine weitere Gedenktafel im Durchgang erinnert an P. Johannes Clobucciarich (* 1545, †1605). Er war von 1575–1605 im Kloster tätig, ab 1585 als Prior. P. Clobucciarich war ein bedeutender Kartograph und erstellte die erste Landesaufnahme Innerösterreichs. Er starb 1605 auf der Flucht vor den Ungarn.

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