Kirche Linsenberg in Poggersdorf

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Wenige Kilometer nördlich von Poggerdorf erhebt sich auf einem Hügel am Südabhang des Hammerberges inmitten des Haufendorfes Linsenberg die Wallfahrtskirche St. Ägyd, früher am Heilsberg oder auch am Hickelsberg genannt.

Ihre Entstehungszeit ist ebenso ungeklärt wie die Umstände ihrer Gründung. Genannt wird sie erst anlässlich der erzbischöflichen Visitation von 1660, wohingegen ein datiertes Christophorusfresko von 1522 und der Baubefund eine einheitliche Entstehung am Ende der Spätgotik nach den Türkeneinfällen glaubwürdig erscheinen lassen (erstes Viertel 16. Jahrhundert). Die Kirche besaß im 17. Jahrhundert Taufrechte, einen Friedhof und ist noch heute von einer Mauer umgeben.

Der mittelgroße Bau besteht aus einer jüngeren eingezogenen Vorhalle mit Obergeschoß (das nicht für Wehrzwecke, sondern wohl für die Betreuung der Wallfahrer gedacht war), dem Langhaus und einem eingezogenen Polygonalchor, die beide einheitlich überdacht sind. Der schlanke Turm mit einfachen Schallfenstern und Giebeln mit abgestumpftem Spitzhelm ist in den nördlichen Chorwinkel eingebaut.

Die kreuzgratgewölbte Vorhalle öffnet sich im Untergeschoß an drei Seiten mit offenen Bögen, wobei der gegen Westen kleiner ist, da man darüber drei Flachnischen (die mittlere rund) angebracht hat, welche ursprünglich Wandmalereien wohl mit Heiligendarstellungen enthielten. In der Vorhalle befindet sich rechts vom Kirchenportal der obligate gemauerte Altartisch für Prozessionen. Eine Holztüre mit ganzfigurigen Reliefs der Apostelfürsten Petrus und Paulus, oben einem letzten Abendmahl und unten dem Fegefeuer (um 1900) führt in das bemerkenswerte Kircheninnere. Das Langhaus besitzt ein dreijochiges, vermutlich frühbarockes Gewölbe aus dem 17. Jahrhundert, das mit einem Halbjoch beginnt und endet; auch die großzügigen Segmentbogenfenster sind erst in der Barockzeit in diese Form gebracht worden.

Auffallend ist die verhältnismäßig plump gemauerte dreischiffige Empore auf zwei Rundpfeilern mit einem ebenfalls gemauerten Emporenaufgang. Ein spitzbogiger und abgefaster Triumphbogen, über dem die Jahreszahl 1734 aufgemalt ist (vermutlich bloß ein Restaurierungsdatum, vielleicht aber doch das Jahr der Langhauswölbung), führt in den einjochigen sternrippengewölbten Altarraum, dessen Schnittstellen der bunt gefassten Rippen statt Schlusssteinen Wappenschilde aufweisen. Die zweibahnigen Chorfenster wirken trotz ihres Maßwerks schon nachgotisch. Ein profiliertes Spitzbogenportal führt ins Untergeschoß des Turmes, das als Sakristei dient. Der Hochaltar im herkömmlichen Ädikulatyp (mit architektonischer Grundgestalt) ist bunt marmoriert und mit reich vergoldetem Akanthus eingefasst (erstes Viertel 18. Jahrhundert), an seiner Rückseite trägt er noch den Vermerk einer Renovierung durch den St. Veiter Lorenz Müller aus dem Jahre 1812. Bemerkenswert ist die zentrale nachgotische Mittelstatue des Kirchenpatrons Ägydius mit der Hirschkuh (aus dem frühen 17. Jahrhundert?), der Franziskanerheilige Antonius von Padua darüber im Aufsatz stammt hingegen aus der Bauzeit des Altares. Der rechte Seitenaltar ist etwas älter, weist noch Knorpelwerk in seiner Spätform auf und birgt in seiner Mittelnische eine sitzende Leonhardstatue mit den Attributen des Patrons der Gefangenen.

Im Oberbild darüber ist eine Muttergottes mit Kind eingestellt. Besonders bemerkenswert ist die schon von ihrer Bemalung als nicht zugehörig erkennbare Predella (der Altarsockel) von einem älteren, 1597 datierten Renaissancealtar, auf der zwei Engel das Schweißtuch Christi halten (Veraicon). Seitlich ist das Bild von den Wappen des Kapitels St. Maria Magdalena in Völkermarkt und dem Auftraggeber Propst Michael Erbest (M. E. P. V.) eingefasst. Als Antependium (Verkleidung der gemauerten Mensa) fällt ein anmutiges Brustbild des Kirchenpatrons in einer Umrahmung aus Schablonenmalerei – Spitzen und eine gestickte Decke mit Blumen imitierend – aus dem späten 18. Jahrhundert auf.

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