Katholische Kirche in Steinberg

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Wie in vielen anderen Fällen liegt auch bei Steinberg die Entstehung der Pfarre im Dunkeln. Die in den frühesten, Steinberg betreffenden Urkunden erwähnten Personen und Ereignisse lassen aber vermuten, dass es hier schon im 13. Jahrhundert eine Kapelle oder Kirche gab. Diese Annahme wird noch dadurch bekräftigt, dass der heilige Wenzeslaus (König von Böhmen, + 939) Kirchenpatron von Steinberg ist. Bis nach dem Ersten Weltkrieg gehörte der Ort immer zum Bistum Raab (Györ). 1660 wurden Oberloisdorf (bis 1769) und Dörfl Filialkirchen der Pfarre Steinberg.

Der erste bekannte Pfarrer von Steinberg hieß Martin Kamo. Er wird als einer der Teilnehmer an der Diözesansynode von Steinamanger (Szombathely) im Jahr 1579 genannt. Diese hatte der Raaber Bischof Draskovics einberufen, um die Beschlüsse des Konzils von Trient (1545-1563) umzusetzen und damit der rasch voranschreitenden Ausbreitung der Lehre Luthers entgegenzuwirken. Nicht bekannt ist, ob Pfarrer Kamo noch katholisch oder schon evangelisch war. Die ungefähr 100 Jahre dauernde protestantische Periode Steinbergs, während der die Evangelischen die Kirche und den Pfarrhof in Besitz genommen hatten, ging im Jahr 1660 zu Ende.

Reibungslos dürfte der Übergang vom evangelischen zum katholischen Glauben in Steinberg nicht verlaufen sein. Nicht nur, dass der Visitator im Jahr 1674 die Steinberger als sehr laue Katholiken bezeichnet; Der aus Dörfl gebürtige Augustiner-Eremit Pater Martin Rosnak berichtet unter Bezugnahme auf zeitgenössische Quellen, dass im ersten Jahrzehnt nach der Gegenreformation, also nach 1660, mindestens drei Lockenhauser Augustiner-Patres, die vom dortigen Prior als Seelsorger nach Steinberg geschickt worden waren, von den Steinbergern vergiftet wurden.

Die Steinberger Kirche stand ursprünglich am Alten Kirchberg, wohl an der Stelle, wo sich die im Jahr 1289 vom Habsburger Herzog Albrecht I. im Verlauf der so genannten Güssinger Fehde zerstörte Festungsanlage befunden hatte. Im Visitationsbericht des Jahres 1651 wird die Kirche erstmals beschrieben. Sie lag auf einem Berg und hatte einen hohen steinernen Turm mit zwei Glocken. Die Decke des Kirchenschiffs war flach, die Kanzel aus Stein und der Altar wie in einer evangelischen Kirche gebaut. 1663 wird von einem neuen Altar gesprochen (drei Jahre nach der Rückkehr Steinbergs zum katholischen Glauben), mit einer Darstellung des Letzten Abendmahls und einem Gemälde von der Taufe Jesu. Rund um die Kirche waren der Friedhof und eine feste Ringmauer. 1697 ist wieder von einem neuen Hauptaltar die Rede, der unter dem Titel „Mariae Heimsuchung“ der
Gottesmutter geweiht ist.

Der Weg zur Kirche auf dem Berg war beschwerlich und bei Eis und Schnee fast ungangbar. Daher spendeten die Seelsorger die hl. Taufe gewöhnlich im Pfarrhof. Auch Trauungen wurden aus diesem Grund nicht immer in der Wenzelskirche am Berg, sondern in der Jakobskapelle im Ort abgehalten. Letztere befand sich auf jenem Platz, auf dem die heutige Pfarrkirche steht. Es ist erstaunlich, dass noch im Jahr 1775 der Turm der alten Kirche am Berg hergerichtet und mit einer Turmuhr versehen wurde – wenige Jahre später wurde nämlich mit der Errichtung der heutigen Pfarrkirche begonnen.

Pfarrer Franz Paul Reisenhofer war die Triebfeder und der Organisator beim Neubau der Kirche. Die erste Maßnahme war das Fällen der Bäume neben der Jakobskapelle im Jahr 1778. Die alte Kirche wurde abgerissen und sämtliches Material, vor allem Mauerziegel und Steine, für die neue Kirche verwendet. Die Ortsbevölkerung hat dabei Schwerarbeit geleistet. Die Mauern der neuen Kirche baute man besonders massiv, da sie das weite Deckengewölbe tragen mussten. Die Baukosten (ohne Einrichtung) betrugen etwa 5.000 Gulden. Einen Teil davon trug der Patronatsherr Fürst Nikolaus Esterházy, einen weiteren Teil die Gläubigen, weiters besaß die Pfarre beträchtliche Kirchenkapitalien, die ebenfalls der Finanzierung des Bauwerks
dienten.

In seinen wiederholten Bittschreiben an den Fürsten um Gewährung von Geldzuwendungen für den Kirchenbau betonte Pfarrer Reisenhofer immer wieder die Opferbereitschaft der Steinberger Gläubigen und ihren enormen Arbeitseinsatz in allen Bauphasen. 1782 bat er den Fürsten um Überlassung des schönen Altars aus der Kapelle des Dörfler Kastells, da die Kapelle zu dieser Zeit schon seit zwei Jahrzehnten als Kornspeicher verwendet worden war. Den Altar hatte man dem Verfall preisgegeben. Fürst Nikolaus genehmigte die Bitte. Im Jahr 1782 feierte man in der noch unfertigen Kirche bereits Gottesdienst. Der Turm wurde zuletzt errichtet.

Die praktisch noch neue Turmuhr aus der alten Kirche baute man im Turm der neuen Kirche ein. Deren Fertigstellung erfolgte im Jahr 1785. Schon nach wenigen Jahren stellte sich heraus, dass das große Bauwerk auf dem feuchten Gelände, das vom Wasserlauf aus der Kirchengasse durchquert wurde, kein ausreichendes Fundament besaß. Bei Regengüssen floss das Wasser unter dem Hochaltar durch und unterspülte den vorderen Teil der Kirche. Die Folge waren Risse im Gewölbe und im Mauerwerk. Diese erforderten wiederholt große und kostspielige Sanierungsmaßnahmen, die ersten bereits nach vier Jahren. Im großen Feuer von 1848 wurde auch die Kirche beschädigt. Der Pfarrhof und mehrere Häuser brannten ganz ab.

Als die Kirche im Jahre 1849 dem Einsturz nahe war, ließ Pfarrer Johann Arbesz eine Seite der Kirche untermauern, das Gewölbe durch eiserne Schließen verstärken und den Wasserlauf in einen Kanal ableiten. Trotz aller getroffenen Maßnahmen traten im Gewölbe immer bedrohlichere Risse auf. Schließlich musste die Kirche im Jahr 1911 sogar behördlich geschlossen werden. Der Pfarrer – später Erzdechant – Georg Engelits veranlasste nun die Abtragung des gesamten Gewölbes und die Errichtung eines neuen aus Eisenbeton. Gleichzeitig vergrößerte man bei dieser Gelegenheit die Fenster und versah sie mit prächtigen Glasfenstern. Letztere wurden von wohlhabenden Steinbergern gespendet. Auch neue Kirchenbänke schaffte man an. Nach der Fertigstellung der Arbeiten im Jahr 1914 erstrahlte die Kirche wahrlich in neuem Glanz.

Der Gottesdienst wurde während dieser Jahre im Turnsaal des Klosters gefeiert. Im Jahr 1934 spendete die örtliche Raiffeisenkasse eine neue, elektrische Turmuhr. Die alte, mechanische Turmuhr mit ihrem umfangreichen, komplizierten Eisengestänge, kam in das Burgenländische Landesmuseum. Von der beachtlichen Zahl kirchlichen Wohltäter in Steinberg war Domherr Johann Bertha der bedeutendste. Er ist nicht nur als Gründer des Klosters bekannt, sondern hat u.a. im Jahr 1895 für die Pfarrkirche auch einen Lourdes-Altar gestiftet. Die aus Holz geschnitzte, 2004 von Gerhard Nestlang restaurierte Muttergottesstatue ziert heute den Marienaltar.

Zuletzt trat Kanonikus Josef Stifter als außergewöhnlicher Wohltäter seiner Heimatkirche in Erscheinung: Er ist der Stifter der großen, 1.070 kg schweren Glocke, die von Bischof Paul Iby am 22. September 2002 geweiht wurde. Das Geläut der Pfarrkirche erhielt damit wieder sein historisches klangliches Volumen, das es bis zum Zweiten Weltkrieg aufgewiesen hat. Im Jahr 1949 wurde der alte Dachstuhl entfernt und durch einen neuen ersetzt. 1980 erfolgte die letzte große Renovierung der Kirche. 1994 fand eine nachhaltige Turmsanierung statt, seit damals ziert die Kirche auch ein neues Turmkreuz. Am 1. Juli 1967 weihte Bischof Stephan László den neu erbauten Pfarrhof. Seit 1978 trägt das zwischen Kirche und Pfarrhof errichtete Pfarrheim zur Bereicherung des Pfarrlebens bei.

Die erste Orgel erhielt die Kirche im Jahr 1817. Pfarrer Ferdinand Adler schaffte 1865 eine Orgel mit sechzehn Registern und zwei Manualen an. 1940 bekam die Pfarrkirche wieder eine neue Orgel. Die dabei verwendeten Materialien waren kriegsbedingt von minderer Qualität, sodass das Instrument für Schäden anfällig war. Rechtzeitig zur Jahrtausendwende erfolgte die Fertigstellung der derzeitigen Orgel, die zweifellos ein Prunkstück der Pfarrkirche Steinberg darstellt. Sie wurde unter Pfarrer Clemens Schermann angeschafft und weist 20 Register auf. Prälat Hans Trinko weihte sie am 21. März 1999. Die Anschaffung eines so kostspieligen Instruments wurde erst durch großzügige Spenden der Gläubigen in der Pfarre sowie der auswärts lebenden Steinberger ermöglicht.

Die künstlerische Ausstattung der Pfarrkirche Steinberg ist durchaus beachtlich. Allgemein werden von Fachleuten vor allem die Kanzel mit den vergoldeten Reliefs, der Altar mit dem eindrucksvollen Altarbild und auch die Rokoko-Ampel als
besonders wertvoll eingestuft. In einem Dehio-Band aus 1976 ist die Pfarrkirche folgendermaßen beschrieben:
- Einschiffiger Bau mit gleich hohem eingezogenem Chor und halbrunder Apsis.
- Vorgesetzter dreigeschossiger Nordturm mit gemauertem Zwiebelhelm.
- Sakristei mit Volutengiebel an der Chorwestseite.
- Nord- und Westportal mit Zopfornamentik.
- Drei Joche unter Platzlgewölbe zwischen Doppelgurten auf jonischen Doppelpilastern. Dreiachsige Empore über Tonnengewölbe mit vor- und aufwärts geschwungener Brüstung. Rundbogiger Triumphbogen. Chorjoch unter Tonne.
- Hochaltar um 1785. Hoher architektonischer Aufbau. Bemerkenswertes Bild Martyrium des hl. Wenzel. Tabernakel mit Zopfornamentik.
- Kanzel um 1785 mit Reliefs am Korb: Schlüsselübergabe, Heimkehr des verlorenen Sohnes, Paulussturz. Figur des Guten Hirten auf dem Schalldeckel.
- Silberne Rokoko-Ampel, um 1760.

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